Ein Fulminantes Remis beim SC Käfertal

Käfertal und Schönau trennten sich in einer spektakulären Begegnung 2:2 (1:1) Unentschieden. Von Moritz Kaltwasser (Freier Journalist) und Marc Karpa (TSV Schönau)

Schönauer IV Lubaczewski

Das war mal eine Duftmarke! Nach durchwachsener Wintervorbereitung rang der TSV 1947 Schönau dem souveränen Spitzenreiter SC Käfertal auf fremdem Territorium ein 2:2 (1:1) Unentschieden ab. „Vor Rundenbeginn gaben wir den Klassenerhalt als unser primäres Ziel aus. Dieses dürfte da facto bereits jetzt erreicht sein. Nun kann der Blick nach vorne gerichtet und der zweite Tabellenrang ins Visier genommen werden“, wusste Schönaus Keeper Noel Tack nach Beendigung der aufsehenerregenden Partie zu berichten.

Noel Tack

Keine fünf Minuten waren vergangen, da schien die Begegnung zunächst den erwarteten Lauf zu nehmen. Der früh attackierende Tabellenführer provozierte Schönaus Innenverteidigung zu einem folgenschweren Fehlpass. Dennis Franzin nutzte die Unachtsamkeit aus und ließ Tack im darauffolgenden Eins-gegen-Eins Duell keine Chance (5.).

Dennis Pryzibilla, LoPorto, Dennis Franzin und Marco Alex (V.l.n.r)

Schönaus Reaktion auf den frühen Rückstand imponierte. Der Aufsteiger reagierte nicht geschockt, sondern trotzig. Mit zunehmender Spieldauer gewannen der TSV an Selbstvertrauen und verlagerte das Geschehen in die Hälfte des SCK. Der leistungsgerechte Ausgleichstreffer durch Emirhan Yücels sauberen Abschluss von der linken Strafraumkante fiel daher nicht aus heiterem Himmel (15.). Vielmehr konnte dieser als Resultat eines couragierten wie auch mutigen Schönauer Auftritts angesehen werden. Der Außenseiter setzte Käfertal durch frühes Gegenpressing unter Druck und erzeugte vor allem über die linke Außenbahn einige Gefahrenmomente. Im ersten Durchgang wirkte das Team rund um Kapitän Davis Lelek agiler als Käfertal. Schönau agierte zweikampfstark, abschlussfreudig und schien der Führung dank eines starken Kollektivauftritts näher zu sein. Vor allem Emirhan Yücel drückte der Partie seinen Stempel auf. Der technisch feine Mittelfeldakteur erwies sich in dieser Periode als Herzstück der Schönauer Offensive und war an nahezu jedem gefährlichen Abschluss beteiligt. Nach einer knappen halben Stunde küsste Yücels Freistoß an der Strafraumgrenze die Latte. Als der ehemalige Landesligaspieler kurz vor der Pause eine Ecke serviert bekam und trocken auf das gegnerische Gehäuse abzog, bebte ebenfalls das Lattengebälk.

Emirhan Yücel

In der ersten Halbzeit präsentierte sich die Knoll-Elf von ihrer besten Seite. Noel Tack hatte zu diesem Zeitpunkt noch einen weitestgehend ruhigen Nachmittag verbringen dürfen, was vor allem auf die Zweikampfstärke seiner Kollegen zurückzuführen war. Sinnbild dieses Befundes dürfte der Auftritt Dustin Leleks sein. Der baumlange Mittelstürmer konnte zwar keine nennenswerten Torabschlüsse für sich verbuchen, allerdings gewann Schönaus Goalgetter beinahe jedes Kopfballduell und hielt damit den Ball in den Reihen seiner Farben. Zur Pause hätten die Gäste mit etwas mehr Matchglück führen können, doch das Aluminium versperrte dem bärenstarken Emirhan Yücel zwei Mal den Weg zur Führung.

Direkt nach Wiederanpfiff schien der SCK seine Muskeln spielen zu lassen. Wie bereits zu Beginn gab es für den TSV eine kalte Dusche. Daniel Barth setzte sich auf der linken Seite durch und schlug einen scharfen Flachpass in den Schönauer Strafraum, den der Aufsteiger ins eigene Tor beförderte (47.). Das große Schönauer Aufbäumen blieb dieses Mal jedoch aus. Stattdessen witterte Käfertal die Chance, den angezählten Gast endgültig auf die Bretter zu schicken und erhöhte den Druck. Der Aufsteiger kam nun häufig einen Schritt zu spät, wirkte im Spielaufbau fahrig und ermöglichte dadurch gegnerische Großchancen, doch Noel Tack erwies sich als Fels in der Brandung. Nach gut 50 Minuten spekulierte der Schlussmann richtig und entschärfte einen fälligen Foulelfmeter: „Das sind 50:50 Situationen und ich hatte in diesem Fall das richtige Näschen“, zeigte sich Tack glücklich über seinen starken Reflex. Wenige Zeigerumdrehungen profitierten die Gastgeber von einem Fehler im Schönauer Spielaufbau und schickten Dennis Franzin mit einem präzisen Tiefpass ins Eins-gegen-Eins Duell mit Tack. Einmal mehr erwies sich der gelernte KFZ-Mechatroniker als Stabilitätsanker und entschärfte den Abschluss des ehemaligen Drittligaprofis. In der Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit hing der TSV sichtlich in den Seilen und hätte bei einem kaltschnäuziger agierenden Spitzenreiter mit zwei Treffern in Rückstand geraten können. Ob ein abermaliges Comeback unter diesen Rahmenbedingungen möglich gewesen wäre, darf bezweifelt werden.

Jannik Knoll, Marco Alex, Sebastian Kreuzer und Sergio LoPorto (V.l.n.r.)

Doch nach einer Stunde löste sich Schönau aus dem Würgegriff des Gegners und erarbeitete die eine oder andere Torgelegenheit. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch zweier Mannschaften, die vor einer stattlichen Kulisse attraktiven wie auch hochklassigen Kreisklasse Fußball boten. Während der Gast aus naher Distanz teilweise beste Gelegenheiten liegen ließ, raubte Tack Denis Przybyla den letzten Nerv. Käfertals Mittelstürmer lauerte am langen Pfosten, bekam den Ball mustergültig aufgelegt und schloss aus kürzester Distanz ab. Allerdings scheiterte er einmal mehr am überragend aufgelegten Schlussmann des TSV. Der Ausgleich Dustin Leleks fiel in der letzten Minute der regulären Spielzeit und offenbarte einerseits die Kaltschnäuzigkeit des zweitbesten Torschützen der Kreisklasse A-2 und zeigte andererseits, dass auch der SC Käfertal defensiv nicht unverwundbar ist. Lelek wurde maximal rudimentär gedeckt, durfte nach gekonnter Ballannahme problemlos einschieben und eine unterm Strich verdiente Punkteteilung eintüten.

Dustin Lelek

Aus dem Spitzenspiel der Kreisklasse A-2 lässt sich zunächst einmal festhalten, dass Fußball in den unteren Ligen packender als manche Champions League Partie sein kann. Das anwesende Publikum bekam viel geboten: Torchancen am Fließband, mehrere Aluminiumtreffer, einen verschossenen Foulelfmeter und etliche spektakuläre Paraden. Beide Mannschaften holten das Maximum aus sich heraus und ließen keinen Grashalm unberührt. Doch trotz des aufopferungsvollen Kampfes pflegten Käfertal und Schönau stets einen respektvollen Umgang miteinander. Wer an diesem Nachmittag trotz eisiger Temperaturen lieber vor dem Fernseher saß, um sich das dröge Bundesligaduell zwischen Freiburg und Leverkusen anzuschauen, beging zweifelsohne einen großen Fehler.

Atahan Acar

Käfertal gegen Schönau war ein Spektakel der besonderen Art und Werbung für unseren Mannheimer Amateurfußball.

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